Karate Weisheiten

Sa, Feb 5, 2011

1 Kommentar

Japaner lieben Sprichwörter. Es gibt eine ganze Menge solcher Weisheiten, die aus lediglich vier Zeichen (Kanji) bestehen und als Yojijukugo (四字熟語) bezeichnet werden. Auch direkt auf das Karate bezogene Yojijukugo existieren. Andere wiederum existierten schon vorher und wurden herangezogen, um einen tieferen Einblick in die Kunst des Karate zu ermöglichen. In diesem Artikel werde ich sieben solcher Vier-Zeichen-(Karate)-Weisheiten vorstellen.

Und los geht’s:

1. „On Ko Chi Shin“ (温古知新). Dies ist eines der bekannteren Yojijukugo und bedeutet soviel wie „aus der Vergangenheit zu lernen, um neue Ideen/Einsichten zu erhalten“. Es ist wichtig die geschichtliche Entwicklung nachzuvollziehen, um verstehen zu können warum heutzutage die Dinge sind, wie sie sind.

2. „Hatsuun Jindō“ (抜雲尋道). Dieser Spruch fand wohl eine weitere Verbreitung durch Funakoshi Gichin, da in seinem Buch „Karate Dō Nyūmon“ eine Kaligraphie eben dieses Spruches abgebildet ist. Übersetzt bedeutet es „Zerstreuung der Wolken, um den Weg zu finden“. Ich verstehe darunter, dass man sich auf sein Ziel konzentrieren und sich nicht von möglichen, störenden Einflüssen ablenken lassen sollte. Unter die Kategorie störender Einfluss fällt meiner Meinung nach unter anderem auch die komplette Zen-Mystik-Schiene.

3. „Bun Bu Ryō Dō“ (文武両道). Dieses ist ein wohl schon sehr altes Sprüchlein aus der Edo-Zeit. Die Übersetzung lautet ungefähr „Literatur und Waffen, beide Wege“. Ein weiser Rat ist also nicht nur seine Muskeln und den Körper zu trainieren, sondern auch seinen Geist zu kultivieren und sich weiterzubilden. Nur wer eine gewisse geistige Reife hat, sollte mit Waffen umgehen, denn nur dann können mögliche Konsequenzen des eigenen Handelns richtig eingeschätzt werden. Die alten Meister waren ausnahmslos entweder bewandert in Literatur, beschäftigten sich eingängig mit der Kalligraphie, spielten Musikinstrumente oder befassten sich mit anderen Künsten abseits des Karate.

4. „Kō Un Ryū Sui“ (行雲流水). Dieses Yojijukugo lautet übersetzt „ziehe mit den Wolken, fließe mit dem Wasser“. Es betont den Stellenwert der Natürlichkeit. Man sollte uneingeschränkt und losgelöst sein. Unser Verhalten und unsere Bewegungen sollten natürlich sein. Instinktive Reaktionen (Reflexe), z.B. das Abducken und hochreißen der Arme bei Schlägen auf den Kopf, sollten genutzt werden. Bewegungen sollten natürlich sein, so dass diese, auch wenn sie nicht instinktiv sind, nach einer kurzen Zeit der Übung kein Problem sein sollten.

5. „Kisshu Fushin“ (鬼手佛心). Auf die Frage, wie er denn mit wenigen Worten einen guten Karateka definieren würde, antwortete Nagamine Shōshin mit diesem Spruch. Übersetzt bedeutet es „Hände eines Dämonen, Herz eines Heiligen“. Dem ist, wie ich finde, nichts mehr hinzuzufügen.

6. „Seki Ma No Sei“ (石磨之勢). Dieser Spruch soll daran erinnern, dass nur stetige Übung den Meister macht. Übersetzen könnte man ihn mit „der Ansporn Steine zu polieren“. Man sollte nie des Lernens müde werden und seine Fähigkeiten ständig weiterentwickeln, an sich feilen und arbeiten.

7. „Nai Gō Gai Jū“ (内剛外柔). Dieses Sprichwort bedeutet soviel wie „innen hart und außen sanft“. Dieses Yojijukugo gibt es auch anders herum als „Gai Jū Nai Gō“ und bedeutet dann dementsprechend „nach außen hin sanft und innen drin hart“. Hier wird, ähnlich zu „Kisshu Fushin“, darauf hingewiesen, dass mentale und körperliche Stärke wichtig ist, wobei aber ein kultiviertes Benehmen, Sanftmut und Freundlichkeit nicht minder von Bedeutung sind. Wer mental stark ist, hat sich besser unter Kontrolle und neigt nicht zu cholerischen Wutausbrüchen.

kalligraphierte Yojijukugo Weisheiten

kalligraphierte Yojijukugo

Diese Sprüche geben ausnahmslos Hinweise darauf, wie das Studium des Karate vorangebracht werden kann oder sie weisen auf den erzieherischen Charakter dieser Kunst hin. Dem Karate fallen zwei Hauptaufgaben zu. Es soll die charakterliche Entwicklung eines Menschen positiv unterstützt und gefördert werden und es sollen die Fähigkeiten entwickelt werden, um sich selbst vor bzw. in einer Gefahrensituation schützen zu können.

In diesem Sinne.

Ein Kommentar

  1. Asad

    Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

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