Während des Trainings fällt mir des Öfteren auf, dass besonders bei Anfängern eine gewisse Disziplinlosigkeit herrscht, die sich besonders bei den Partnerübungen erkennen lässt. Anfänglich wird meist noch das gemacht, was den Schülern aufgegeben wurde. Sobald der Übungsleiter allerdings nicht mehr daneben steht, fangen viele an sich zu unterhalten oder gar gänzlich andere Dinge zu machen. Ich bin zwar kein Befürworter absoluter militärischer Strenge, allerdings sollte doch ein gewisses Mindestmaß an Disziplin vorhanden sein.
Karate Dō ist eine Kampfkunst mit vielen Traditionen. Das Dōjō ist eine Stätte der inneren Sammlung, Ordnung und Ruhe, ein Ort der Konzentration, Zurückhaltung und der Höflichkeit. Um einen traditionellen, würdevollen Rahmen zu schaffen und einen ordnungsgemäßen Trainingsablauf innerhalb des Dōjōs zu gewährleisten, ist es daher notwendig sich an bestimmten Verhaltensregeln zu orientieren. In diesem Artikel habe ich einmal zusammengetragen, auf welche Dinge in vielen Dōjōs Wert gelegt wird.
Da traditionell barfuss trainiert wird und um die Sauberkeit des Bodenbelags innerhalb des Dōjō zu gewährleisten, ist das Betreten des Dōjō nur barfuss gestattet. Weiterhin ist es in vielen Dōjō üblich vor oder nach dem Training den Bodenbelag zu reinigen.
Dōjōetikette – Reishiki (礼式)
I.Karate beginnt und endet mit Respekt. Wenn das Dōjō betreten bzw. verlassen wird, verbeugt man sich zum Zeichen seines Respekts. Vor und nach jeder Partnerübung verbeugt man sich ebenfalls.
II.Pünktliches Erscheinen zum Karateunterricht ist selbstverständlich. Falls jemand zu spät kommt, setzt er sich am Eingang des Dōjōs in den Seiza und führt selbstständig Mokusō und Rei in Seiza durch. Danach erhebt er sich und grüßt den Lehrer. Nach erwidertem Gruß nimmt er seinen Platz in der Gruppe ein.
III.Jeder Schüler, der sich im Dōjō aufhält, hat eine einwandfreie körperliche und geistige Haltung zu zeigen. Die Tradition des Karate Dō kennt kein „Sichgehenlassen“ während des Unterrichts.
IV.Die ranghöheren Schüler müssen alles tun, um den rangniederen Schülern bei ihrer Ausbildung behilflich zu sein. Es gilt einen vorbildlichen Einsatz und eine ernsthafte Haltung zu zeigen, nicht zuletzt, um dem Grad ihrer Ausbildung gerecht zu werden.
V.Jeder Karate-Schüler verhält sich in der Öffentlichkeit so, dass er dem Ansehen des Karate Dō keinen Schaden zufügt.
Persönliche Einstellung
Sei pünktlich:
Vermeide es unbedingt verspätet zum Karate-Unterricht zu kommen. Unpünktlichkeit ist sehr unhöflich und zeugt nicht gerade von Respekt.
Sei ernsthaft:
Karate ist eine Kampfkunst und hat nichts mit Comedy zu tun. Witze machen kann man vor bzw. nach dem Training.
Sei höflich:
Klatschen oder Pfeifen sind in einem Dōjō völlig fehl am Platz! Unsere Zustimmung drücken wir durch ein aufmunterndes „Oss“ – sowie besonderen Einsatz und Anstrengung aus. Missfallenskundgebungen kennen wir nicht, dies wäre eine Beleidigung für den Lehrer und eine Schmähung der Übungsgruppe und den Partner.
Störe nicht:
Das Dōjō wird während des Unterrichts nicht verlassen. Durchhaltevermögen und Stärke sind das Ziel. Ist es dennoch einmal unumgänglich, so zeige deinem Lehrer die Absicht durch eine leichte Verbeugung an und warte auf seine Bestätigung. Melde dich auch wieder genauso korrekt zurück.
Sei lernwillig:
Die Karateterminologie ist grundsätzlich Japanisch. Sämtliche Aspekte des Karate sind durch japanische Begriffe eindeutig definiert. Jeder sollte sich bemühen, sich nach und nach mündlich mit den wichtigsten japanischen Fachausdrücken vertraut zu machen. Falls es Fragen während des Unterrichts gibt, meldet man sich mit „Oss“.
Sei ein guter Übungspartner:
Zeige deinem Übungspartner, dass du ihn achtest. Streng dich an, ein fairer und guter Partner zu sein. Nimm deinen Partner ernst, unterschätze ihn niemals, trainiere aber auch nicht überheblich oder gar herablassend mit ihm. Vor jeder Übung wird angegrüßt, d.h. voreinander verbeugen mit „Oss“. Nach dem die Übung beendet wurde, wird auf die gleiche Art und Weise abgegrüßt. Übungen die nicht gefordert sind, sind zu unterlassen.
Sei wachsam und denk nach:
Ob es um die Aufstellung der Übungsgruppe geht oder die Ausführung einer neuen Partnerübung. Sei wachsam, so dass dir kein Fehler unterläuft. Unachtsamkeit und Unaufmerksamkeit müssen im Karate-Unterricht vermieden werden, denn diese beiden Faktoren führen sehr leicht zu Verletzungen. Verletzungen sind dem Lehrer sofort durch ein Handzeichen und „Oss“ zu melden. Unterbrich nicht den Unterricht durch Fragen oder gar durch kluge Einwände! Die meisten Fragen lassen sich durch eigenes Nachdenken selbst beantworten, stiel daher nicht durch deine Denkfaulheit den anderen Karateka und deinem Lehrer die Zeit. Nach dem Unterricht ist übrigens noch genug Zeit, Fragen und Einwände zu klären und zu besprechen.
Sei stark:
Lass dir nicht anmerken, wenn du müde und erschöpft bist. Im Kampf wachsen deinem Gegner im gleichen Maße die Kräfte zu, wie du Schwäche zeigst. Setz dich während des Unterrichts nicht unaufgefordert hin. Lege dich nicht hin, während sich deine Kameraden bei einer Übung anstrengen, wenn du selbst einmal eine Pause haben solltest. Während des Unterrichts stütz dich nicht ab, verlasse nicht deinen Platz, zappele nicht unnötig herum: ein Karateka hat seinen Geist und seinen Körper immer unter Kontrolle!
Sei gründlich:
Wehre dich gegen Müdigkeit, Unlust und Unaufmerksamkeit. Vergiss im Unterricht die Zeit, widme dich nur der Sache selbst, deiner Übung und deinem Partner. Lass dich nicht von außen ablenken und lenke selbst nie andere ab!
Sei sauber:
Jeder Schüler hat saubere Füße, kurz geschnittene Nägel und trägt saubere Trainingskleidung oder einen sauberen Karate-Gi. Ringe, Halsketten, Piercings und Stecker jeder Art haben im Karateunterricht keinen Platz, denn sie erhöhen das Verletzungsrisiko erheblich.
Sei beständig:
Du hast dich entschlossen, Karate zu lernen. Nun besuche regelmäßig deinen Unterricht. Dein Lehrer und deine Partner mögen es gar nicht, wenn du sie zu unnötigen Wiederholungen zwingst, nur weil du zu träge warst, deinen Unterricht zu besuchen.
Wenn sich jeder Trainierende die eine oder andere Sache zu Herzen nimmt, so verbessert sich die Atmosphäre innerhalb eines Dōjō erheblich. Dies sollte ein lockeres Miteinander eher unterstützen und in keinster Weise irgendwem den Spaß an der Sache vermiesen.
In diesem Sinne.