Im Zuge der Einführung des Karate an den Grundschulen Okinawas wurden gravierende Änderungen an den Lehrmethoden des Karate vorgenommen. Der Unterricht musste nun auf eine größere Anzahl Schüler zugeschnitten werden. Der individuelle Unterricht der bisher üblich war, konnte nun nicht mehr durchgeführt werden.
Auf Grund dieser Ereignisse wurde begonnen die Bewegungen zu normen, so dass egal welche individuellen körperlichen Vorraussetzungen ein Schüler mitbrachte die Ausführung immer gleich blieb. Des Weiteren wurde dazu übergegangen den Bewegungen Bezeichnungen zu geben. Einhergehend mit diesen Maßnahmen entwickelte sich ein Problem, dass sich bis in die heutige Zeit auswirkt. Die Funktionen der Bewegungen wurden auf einmal nur auf ihre Bezeichnung reduziert. Eine Bewegung kann allerdings vielseitig in Bezug auf ihren praktischen Nutzen eingesetzt werden, offensiv als auch defensiv. Bei der Bezeichnung der Bewegungen entstanden dann Begrifflichkeiten wie:
- Age Uke
- Gedan Barai
- Uchi Ude Uke
- Gyaku Zuki
- Mae Geri
Betrachtet man beispielsweise den Uchi Ude Uke, so wir dieser je nach Karatestilrichtung allgemein als „von innen kommender/nach innen gehender Unterarmblock“ gedeutet. Die Funktion dieser Bewegung ist auf Grund ihrer Deutung schon auf eine defensive Handlung reduziert worden. Diese Deutung wird für alle Bewegungen aus der Kategorie Uke Waza (受け技) konsequent durchgezogen. Schaut man sich jedoch einmal das dazugehörige japanische Verb „ukeru“ einmal näher an, fällt auf, dass es vielseitig übersetzt werden kann, als blocken jedoch nicht.
Ukeru (受ける) kann übersetzt werden mit bekommen, ankommen, erhalten, empfangen, begegnen, auffangen, abfangen, antworten, erwidern.
Im Aikido werden Übungspartner als Nage (投げ) und Uke (受け) bezeichnet. Nage ist derjenige der die Technik ausführt, also der Werfende und als Uke bezeichnet man den Empfänger der Technik, also den Geworfenen.
Also bei gründlicherer Betrachtung, einhergehend mit dem Verständnis von „Uke“ als Antwort, Begegnung oder Erwiderung entstehen völlig neue Möglichkeiten hinsichtlich des praktischen Nutzen von Uke Waza. So lässt sich die Funktion einer Uke-Bewegung nicht nur auf das defensive Nutzen als Block reduzieren, sondern eine Verwendung kann nun auch offensiv erfolgen, da die Erwiderung oder Antwort auf einen Agressor durchaus auch ein Angriff sein kann. Ein „Age Uke“ kann nun beispielsweise in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt werden.
Generel plädiere ich dafür nicht nur anhand der Bezeichnung einer Bewegung Rückschlüsse auf deren mögliche Funktion zu ziehen. Sie sollte lediglich erste gute Anhaltspunkte für den tatsächlich möglichen Nutzen einer Bewegung liefern. Aus diesen Gründen bezeichne ich gern Uke Waza vornämlich als Antworttechniken mit denen dem Gegner entweder auf offensive oder defensive Art und Weise begegnet werden kann.
Als Literaturempfehlung möchte ich hier auf die Werke speziell zweier Autoren verweisen.
- Rick Clark – 75 Down Blocks: Refining Karate Technique
- Dan Anderson – The Anatomy of Motion
Beide Autoren demonstrieren auf eindrucksvolle Art und Weise wie ein und die selbe Bewegung in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen effektiv eingesetzt werden kann. Hinsichtlich der existierenden Möglichkeiten sich mit den Bewegungen des Körpers ausdrücken zu können, sollte man sich demnach nicht einschränken lassen.
In diesem Sinne!